Zu den Aufgaben der Thalwiler Wachten gehörte die Organisation des Feuerlöschwesens mit Mannschaft und Material. Die Ausrüstung setzte sich, ähnlich wie für den Kriegsdienst, aus persönlichen und kommunalen Teilen zusammen. Aus Feuerordnungen ist bekannt, dass der lederne Feuereimer meist zur persönlichen Ausrüstung zählte. Feuerhaken, Seile, Leitern, Äxte und zusätzliche Eimer gehörten zum Korpsmaterial, das zunächst in Privathäusern untergebracht war. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts hatten die meisten Landgemeinden eine trag- oder fahrbare Feuerspritze.
In Thalwil schafften die drei Wachten 1733 mit freiwilligen Beiträgen eine Feuerspritze an. Die topographische Lage des Dorfes verhinderte einen zentralen Aufbewahrungsort, so dass die Wachten eigene Spritzen kauften, Ludretikon 1761, die Ober- und Unterwacht 1775. Nachdem die Oberdorfspritze bei einem Scheunenbrand nicht ausfahren konnte, entschlossen sich die Ober- und Unterwacht zum Neubau eines Spritzenhauses auf der Platte. Da sich das benötigte Land im Eigentum der Gemeinde befand, erhob die Wacht Ludretikon Einspruch gegen dieses Projekt. Sie sah sich benachteiligt, da ihr Spritzenhaus an das Wohnhaus der Gebrüder Syfrig im Spielhof in Ludretikon angebaut war. Der Einspruch endete in einem Vergleich. 1777 war der Bau des Spritzenhauses vollendet. Es wies einen Grundriss von etwa sieben mal drei Meter und eine Höhe von rund 3,5 m auf. 1843 wurde es erweitert und 1864 mit dem Waschhaus der Gemeinde zusammengebaut. Da es den modernen Anforderungen nicht mehr genügte und für eine geplante Dampfheizung des Gesellenhauses zusätzlichen Raum nötig war, erhielt der Baumeister Johann Rudolf Hoffmann (*1832) den Auftrag für einen Neubau. Dieser musste folgende Räumlichkeiten enthalten: ein Spritzen- und Leiternhaus, ein Feuerhaus für die Dampfheizung samt Hochkamin, ein Waschhaus, zwei Holzbehälter, ein Abtrittraum mit vier Abteilungen und ein Gefängnis auf der Winde des Gebäudes. 1873 war der Bau des langgestreckten Feuerwehrgebäudes vollendet. 1906 bis 1907 erfolgte der Ersatz des baufälligen Hochkamins durch den Schlauchturm und die Einrichtung eines Arrest- und Gantlokales. Ab 1939 diente es der Luftschutzorganisation. Ein Konzept von 1987 sah eine Umnutzung des Gebäudes für die Pfadfinderinnen und einen Kindergarten vor. Umbau und Renovation erfolgten 1989 bis 1991.
Spritzenhäuser haben ihren typologischen Ursprung im 18. Jahrhundert. Die Feuerordnung von 1708 verpflichtete die Gemeinden zur Anschaffung einer Feuerspritze. Die Spritzenhäuser wurden mit der Zeit grösser und hatten oft mehrere Funktionen: Spritzenhaus, Arrestlokal, et cetera. Dasjenige auf der Platte ist ein interessanter Zeuge eines solchen Mehrzwecklokales. Stilistisch ist es dem Schweizer Holz-Stil zuzuschreiben. Dieser erlebte seine Blütezeit in den 1870er-Jahren. Einst waren zahlreiche Gebäude mit «Laubsäge-Ornamentik» verziert. Viele dieser charakteristischen Details fielen der Purifizierungswut des 20. Jahrhunderts zum Opfer. Das Spritzenhaus ist neben der Schützenhalle ein bedeutendes Beispiel dieses verspielten Stiles.