1867 gründete August Weidmann (1842–1928) zusammen mit einem Teilhaber die Seidenfärberei Weidmann & Schwarzenbach. August Weidmann war ein äusserst geschäftstüchtiger Patron und aufgeschlossen gegenüber Neuerungen. Laufend baute er das Unternehmen aus und die Färberei wurde mit der Zeit ein Konglomerat verschiedenster Gebäude. Dieser Ausbau war einerseits dem rasanten technischen Fortschritt der Industrialisierung zuzuordnen. Andererseits aber auch dem Ruf der Firma, der weit über die Schweizer Grenze hinausreichte. Die Fabrik gehörte europaweit zu den grössten Unternehmen ihrer Art. Bereits drei Jahre nach der Gründung zählte das Unternehmen 140 Mitarbeiter und erreichte um 1910 seinen Höhepunkt mit rund 1000 Arbeiterinnen und Arbeitern.
Die Keimzelle des Ensembles stammt aus dem Jahr 1832, als ein Zunftrichter namens Martin Hotz eine kleine Färberei am See erstellen liess. Der Vater von August Weidmann übernahm diese, aber erst sein Sohn schuf daraus das Grossunternehmen. Nachdem er eine Lehre im Betrieb des Vaters absolviert und danach einige Zeit im Ausland, unter anderem in Paris und Lyon, einem Zentrum der damaligen Seidenindustrie, gearbeitet hatte, machte sich August Weidmann wenige Jahre nach der Rückkehr ins heimische Thalwil selbstständig.
Parallel zum expandierenden Unternehmen engagierte sich August Weidmann aktiv im Gemeindeleben und amtete eine Zeitlang auch als Gemeindepräsident. Zudem unterstützte er grosszügig verschiedenste Bauprojekte wie beispielsweise das Krankenasyl.
Die grossen Veränderungen kamen rund hundert Jahre nach der Gründung von Weidmann & Schwarzenbach. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts plante der Kanton Zürich die Seestrasse auf vier Spuren zu verbreitern und erwarb zu diesem Zweck Teile des ehemaligen Fabrikareals. Das Projekt wurde zwar nicht realisiert, dennoch sprengten 1978/79 Luftschutztruppen der Armee im Rahmen einer Übung alle seeseitig der Strasse gelegenen Bauten, um eine Freizeitanlage zu schaffen. Heute erinnert nur noch der Flurname «Seeanlage Farb» sowie ein kleiner Restbestand von historischen Gebäuden hangseitig der Strasse an das einst stolze Industrieareal, welches partiell durch das Zürcher Architekturbüro Gigon/Guyer überbaut worden ist.