Der Bahnhof Thalwil hat in den 140 Jahren seines Bestehens nichts von seiner Bedeutung als Bahnknotenpunkt auf der Nord-Süd-Achse sowie in Richtung Südostschweiz verloren. Heute mitunter ein Grund dafür, dass in der Gemeinde viele Pendler wohnen. Mit der Eröffnung der linksufrigen Zürichsee-Bahn 1875 bekam Thalwil einen zweigeschossigen Massivbau als Bahnhof.
Nicht einmal 100 Jahre später, Anfang der 1960er-Jahre, wurde dieser abgerissen und durch das heute noch bestehende Gebäude des bekannten SBB Architekten Max Vogt (*1925) ersetzt. Der Kontrast zwischen dem repräsentativen Vorgängerbau im Neorenaissance-Stil und dem nachfolgenden Nutzbau könnte nicht grösser sein. Der historistische Bau wies eine abwechslungsreich gegliederte und verzierte Fassade auf und wurde von einem Walmdach gekrönt. Das Aufnahmegebäude von Vogt dagegen ist ein dem Neuen Bauen verpflichtetes Werk, schmucklos, geprägt von rechten Winkeln, gestrichenem Beton, Flachdach. Die beiden Dienstwohnungen im Obergeschoss sind winkelförmig um die Dachterrasse angelegt, welche mit einem Betonrahmen gegen die Geleise hin vom Bahnlärm etwas abgeschirmt wird. Die Terrasse diente so gleichzeitig auch als Pufferzone gegen die Bahn. Im Erdgeschoss befinden sich die Büro- und Diensträume.
Ebenfalls den klaren Formen verpflichtet ist der markante Güterschuppen aus dem Jahr 1973. Er besteht aus einem später mit horizontalen Holzlamellen verkleideten, hervorkragenden Kubus mit einen Unterbau aus Beton. Der mit zahlreichen Fensteröffnungen durchbrochene Sockel scheint die Last des dank der Holzlamellen leicht wirkenden Monolithen problemlos zu tragen. Für Bahnreisende prägt der im Verhältnis zum Aufnahmegebäude viel dominantere Güterschuppen heute den Bahnhof Thalwil.
Beide Bauten tragen unverkennbar die Handschrift von Max Vogt, welcher in seiner rund 30-jährigen Tätigkeit für die SBB das Bild entlang den Schienen prägte. Die kubischen, in Beton aufgeführten Formen finden sich in der gesamten Schweiz. Seine bekanntesten Werke sind das Stellwerkgebäude (1963) kurz vor dem Hauptbahnhof Zürich sowie der Bahnhof Altstetten (1966).