Ein Gasthaus konnte nur betreiben, wer eine «ehehafte Gerechtigkeit» besass. Dieses Realrecht war ans Gebäude gebunden und erlosch auch nach Betriebsaufgabe nicht. Die Obrigkeit konnte Ehehaften vergeben und entziehen. Der Eigentümer verfügte über eine Art Monopol mit gesichertem Einkommen. Entsprechend teuer war der Erwerb einer solchen Liegenschaft. Der Inhaber einer Ehehaften hatte Pflichten, die oft teuer zu stehen kamen. Ein Gasthaus musste die Beherbergung stets gewährleisten und der Wirt hatte sich an obrigkeitlich festgesetzte Preise zu halten. Erst die generelle Handels- und Gewerbefreiheit der Bundesverfassung von 1874 brachte die Abschaffung der «ehehaften Gerechtigkeit». Im Gastgewerbe überlebte dieses mittelalterliche Recht in abgewandelter Form bis 1996, als der Zürcher Souverän die Revision des Gastgewerbegesetzes guthiess.
Der «Adler» hatte eine Tavernengerechtigkeit. Das Gasthaus wird erstmal in den Grundprotokollen von 1632 erwähnt mit einem Eintrag des Erwerbs durch den Metzger Hans Georg Hürus-Forster am 25. November. Forster war Sohn des Wirtes des nahen Gesellenhauses. Nach dem Tode des Vaters wechselte er dorthin und veräusserte 1657 den «Adler» an seinen Bruder Hans Heinrich. Dessen vier Söhne interessierten sich nicht für den Betrieb. Er vererbte diesen dem Schwiegersohn Jakob Kölliker, der den «Adler» 1707 an den Richter Jakob Schmid-Aschmann verkaufte. Um 1740 liess dieser das Haus abbrechen und neu erbauen. 1753 erwarb Hauptmann Johannes Ulmer-Hotz das Gasthaus von Jakob Schmids Sohn Peter. Dieses blieb bis 1829 in Familienbesitz. Danach wechselte der «Adler» mehrmals den Besitzer – Zeichen für einen sich verschlechternden Geschäftsgang. Dies bekam auch Eduard Scheibli zu spüren. Der Sohn des Schützenhaus- und späteren Kronenwirtes erwarb das Gasthaus 1855. 1868 nahm er eine grössere Summe beim Druckereifabrikanten Rudolf Schmid-Schwarzenbach auf. 1872 verkaufte er den Betrieb mit Verlust an seinen Schwiegersohn Heinrich Kündig und 1886 beging er Selbstmord. Im 20. Jahrhundert kam es zu vielen Wirte-Wechseln, bis der Betrieb Ende April 1970 eingestellt wurde.
Das Gasthaus ist ein repräsentativer Barock-Teilfachwerkbau mit einem schmuckvollen Rokoko-Wirtshausschild mit Doppeladler. 1842 erfolgte der Anbau eines dreigeschossigen Gebäudes, das die frühere Baumwollweberei Schmid, Kölliker & Co. ersetzte. Ab 1847 diente es als Wohnhaus von Conrad Suter und als Spengler-Werkstatt seines Sohnes. 1876 erfolgte der Umbau in eine Bäckerei und 1896 der Zinnen-Anbau. Der Tanzsaal mit seinen markanten rundbogigen Fenstern stammt von 1871. Er ersetzte ein Waschhaus und eine Trotte und wurde mehrmals umgebaut.
Anfangs der sechziger Jahre war der «Adler» vom Abbruch bedroht. Eine unglücklich gelegte Baulinie verhinderte lange eine Renovation. Ein Umbauprojekt von 1969 sah den Abbruch des Saales vor. Dies wurde durch einen Gemeindeversammlungsbeschluss verhindert. Das markante Haus mit seiner wechselvollen Geschichte ist heute ein wichtiger Fixpunkt auf der Platte.