Das Doppelhaus «Zur Platte» bildet mit dem ehemaligen Gasthaus «Adler» den nordwestlichen Abschluss des Kirchenplatzes. Die Baugeschichte des Doppelwohnhauses geht zurück bis ins 17. Jahrhundert. Am 6. Februar 1681 veräusserte der Schneider Jakob Schmid das Haus im Namen seines Neffen. Bei der verkauften Liegenschaft handelte es sich um den südöstlichen Hausteil (Nr. 88), dem eigentlichen Kernbau des heutigen Doppelwohnhauses. Der neue Eigentümer besass das Gebäude bis 1692 und verkaufte es an Hans Syfrig-Schärer. Anfang des 18. Jahrhundert erfolgte der Anbau des nordwestlichen Hausteiles (Nr. 90), was in zwei Schuldbriefen von 1706 und 1718 beurkundet wurde. Die Söhne von Hans Syfrig-Schärer, Jakob, Hans Caspar und Hans Jakob, gaben ihr Anwesen als Unterpfand. Wie üblich – Strassennamen und Hausnummern gab es noch nicht – erfolgte der Beschrieb der verpfändeten Liegenschaft anhand ihrer Lage. In besagten Schuldbriefen ist von Haus und Hofstatt bei der Kirche die Rede. Diese grenzten an den Kirchhof, die Landstras-se und an ihr neu erbautes Haus. Durch Auskauf gelangten beide Hausteile ins alleinige Eigentum von Jakob Syfrig-Nägeli (1695–1754), der den nordwestlichen Hausteil (Nr. 90) 1731 an seinen Bruder, den Säckelmeister Jakob Syfrig-Syfrig (1690–1754), verkaufte.
Nach dem Tode von Jakob Syfrig-Nägeli 1754 verkaufte sein Sohn, der Geschworene Hans Heinrich Syfrig-Syfrig (1725–1799), den Hausteil Nr. 88 an den Küfer und Ehegaumer Heinrich Wieland-Aschmann (1710–1768), der es später seinem Schwiegersohn Felix Schmid-Wieland (1746–1820) übergab. Schmid amtete als Landrichter, Kirchensäckelmeister und Baumeister. Nach seinem Tod 1820 gelangte der Hausteil durch Erbteilung an seinen Sohn Conrad Schmid-Horner (1787–1850), Fabrikant und Gemeinderat, und 1853 durch Verkauf an dessen Schwiegersohn, den Bezirksgerichtspräsidenten Jakob Scheller-Schmid (1815–1894). Durch Weitervererbung kam der Hausteil in die Familie Schwarzenbach (1894 Käsehändler Robert Schwarzenbach-Scheller, 1906 Julius Schwarzenbach-Isler).
Nach dem Tod von Hans Jakob Syfrig-Syfrig ging die Haushälfte Nr. 90 am 23. Juni 1760 an seinen Schwiegersohn, den Muri-Lehenmann Hans Jakob Kölliker-Syfrig (1736–1784). Sein Sohn Hans Jakob Kölliker-Kölliker (*1766) verkaufte den ererbten Hausteil 1785 an den Säckelmeister Josef Schmid-Bühler aus dem Oeggisbühl (1742–1794), da er nach Kilchberg gezogen war. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte muss es zur räumlichen Unterteilung gekommen sein, denn Schmid’s Sohn, Hans Jakob Schmid-Hotz (1777–1843), veräusserte die Haushälfte 1812 an den Schiffmann Hans Jakob Staub-Syfrig (1761–1815). Diese wird im Kaufbrief als «zweifache Behausung» definiert. Vier Jahre später gelangte die Liegenschaft an Gemeinderat und Friedensrichter Heinrich Staub-Schmid (1766–1832). Als er starb kam es 1834 zur offenen Gant. Den Zuschlag erhielt die Firma «Schmid, Kölliker & Cie.». Bewohnt wurde der Hausteil von Fabrikant Johann Kölliker-Schmid (1795–1866). Ab 1849 gab es weniger Besitzerwechsel.